Hier stellen wir einige der auf unserer Wanderreise nach Friulisch-Venetien besuchten Weingüter vor. Die nordöstliche Grenzregion Italiens profitiert vom mediterranen Klima einerseits und den alpinen Strömungen andererseits. Das meist nur Friaul genannte Gebiet gilt als die beste Weißweinregion Italiens schlechthin. Manche Kenner halten sie sogar für eine der weltweit besten Regionen für weisse Weine.
Qualitativ zählt das kleine Friaul sicherlich zu den großen italienischen Weinbauregionen. Und wenn Engagement und Seriosität mit der richtigen Sortenwahl, passenden Böden, strenger Ertragsbegrenzung und kompromissloser Vinifikation einhergehen, sind ganz bemerkenswerte Weine das Ergebnis. Zwar wurde in der Region schon seit der Antike Wein angebaut, aber in der Neuzeit gab es erst in den späten 60er Jahren die ersten Winzer, die mit kraftvollen Weinen mit feiner Säurestruktur für Aufsehen sorgten. Unter den dominierenden autochthonen Rebsorten besticht dabei der Friulano (ehemals Tokai) und die Ribolla Gialla. Bedeutung haben zudem die internationalen Sorten Sauvignon Blanc, Pinot Grigio und Pinot Bianco.
Wie bei vielen unserer Reisen haben wir uns auch hier für den Besuch eher kleinerer, meist familiengeführter Weingüter entschieden.
Kellerei Sturm im Collio
Ein Familienbetrieb in ständiger Evolution. Hier lernen wir starke Weine aus dem Friaul kennen inmitten einer seiner schönsten Landschaften.
„Zegla besteht aus einer Reihe von Berghängen, die sich vom Collio Friulano bis nach Slowenien hinaufziehen. Im Schutze der Hügel bildet sich ein ideales Mikroklima für den Anbau von Reben. Hier hat sich im Jahre 1850 die Familie Sturm aus dem österreichischem Dorf Andritz niedergelassen. In jüngerer Zeit blieb es dann Oscar Sturm vorbehalten, die spezielle Eignung des Terroirs zu erkennen und diese Kellerei aufzubauen, die er mittlerweile gemeinsam mit seinen Söhnen Denis und Patrick leitet. Die beiden entfachten erst den richtigen Energiesturm, mit dem sie den Betrieb in der vordersten Kellerlinie Friauls in Stellung brachten.
Die Verantwortung für die Produktion hat ungeachtet seiner Jugend Patrick übernommen. Temperamentvoll und entschlussbereit verlangt er von sich und anderen Topresultate im Betrieb. Für die Außendarstellung und die Entwicklung neuer Ziele dagegen ist Denis zuständig, der im Bocconiani-Institut seine Betriebswirtschaftsprüfung abelegt hat.“ – Gambero Rosso
Fiegl und die Ribolla Gialla
Die aus Österreich stammende Familie Fiegl etablierte sich im 18. Jh. in Julisch-Venetien und kaufte 1782 einen Weinberg. Heute verfügt das Weingut Fiegl über 30 ha, von denen 18 ha in Oslavia, einem kleinen Ort in den sanften Hügeln bei Görtz, im Collio D.O.C.-Gebiet unter Reben stehen. Hier befindet sich auch die gut eingerichtete Kellerei. Die Brüder Alessio, Giuseppe und Rinaldo führen den Familienbetrieb Fiegl.
Die ökoverträglich gepflegten Weinberge mit Begrünung zwischen den Rebzeilen haben ca. 5.000 Weinstöcken/ha, die 1–1,5 kg Trauben pro Pflanze erbringen. Die kleine Produktion pflegt die Familie mit grossser Hingabe und viel Können. Die manuell gelesenen Trauben werden bei Fiegl entrappt und bei kontrollierter Temperatur in Edelstahl vergoren. Die Fiegl Weißweine verfeinern sich bis März/April nach der Lese auf den eigenen Hefen.
Wir besuchen das Gebiet von Oslavia, um die Rebsorte Ribolla Gialla kennenzulernen, die hier ihren schönsten Ausdruck findet.
Zidarich im Karst
Als Benjamin Zidarich 1988 das Weingut von seinem Vater übernahm, blickte er zwar auch schon hinunter in den Golf von Triest, allerdings nur auf einen halben Hektar Weingärten. Im Laufe der Jahre kamen weitere hinzu. Genug um sich als herausragender Winzer des Karst zu etablieren.
Der Weg dorthin war steinig – musste doch die karge Erde des Karsts bepflanzen werden. Benjamnin tat dies mit der ganzen Leidenschaft eines Karstwinzers und so wurzeln im kalkigen Fels vor allem lokale Rebsorten: allen voran die großartige Vitovska, dazu Malvasia Istriana, Terrano und Merlot – auch letzterer hat im Friaul eine lange Tradition.
Zwanzig kleine Parzellen bewirtschaftet Zidarich in der Zwischenzeit. Die Arbeit im Weingarten erfolgt mit biologischen Prinzipien. Kupfer und Schwefel sind die beiden einzigen Schädlingsbekämpfungsmittel, Kuhdung belebt die karge Karsterde. Die Arbeit erfolgt komplett manuell, die Erträge liegen je nach Weingarten bei 40-50 hl. Beeindruckend ist der Keller. Fünf Stockwerke wurden dafür in die Erde gegraben. Jahr um Jahr eine Schicht, bis er nach neun Jahren endlich fertig war. Im Stein stapeln sich nun Holzfässer, große und kleine, spannende Steinbehälter. Die Gärung erfolgt spontan, auf Temperaturkontrolle wird dabei kein Wert gelegt. Sämtliche Weine – auch die Weißen – werden auf den Schalen vergoren.
Das potenzielle Arsenal an Manipulationsmöglichkeiten interessiert ihn nicht, er filtert nicht, schönt nicht, gibt seinen Weinen Zeit. All diese Maßnahmen führen zu komplexen und doch bekömmlichen, lebendigen und im Alkohol meist dezenten Weinen, die wie wenig andere den Karst und sein Terroir auf den Punkt bringen. (Quelle: vino e terra)
Nicht immer können wir Benjamin Zidarich besuchen. Alternativ weichen wir auf einen der anderen Winzer im Dorf aus – alle haben sehr spannende Geschichten vom Karst zu erzählen und überaus beeindruckende Weine anzubieten.